Kinder erleben den Tod

Voraussetzung für die Begleitung der Kinder ist, dass ich selbst meine Gefühle und Gedanken zu Sterben und Tod zulasse und ausdrücke anstatt das Thema zu verdrängen. Hilfreich ist die Auseinandersetzung darüber mit dem Partner, mit Freunden, Kollegen oder im Team der Ehrenamtlichen. Erst dann wird es mir möglich sein, mich Kindern mit ihren Fragen und Ängsten zu öffnen, denn sie möchten erfahren, wie ich selbst damit umgehe, was mich quält und was mir hilft und mich tröstet.
Kinder haben alters- und entwicklungsbedingt und abhängig davon, welche persönlichen Erfahrungen sie bereits geprägt haben, ihr sehr individuelles Verständnis von Sterben und Tod. Darin unterscheiden sie sich nicht von Erwachsenen. Jüngere Kinder können sich noch nicht vorstellen, dass der Tod endgültig ist und jede/r einmal sterben muss. „Die Mama ganz bestimmt nicht!“ Mitunter suchen sie die Ursache des Todes bei sich selbst. „Ich war böse zu Opa, darum ist er gestorben!“ Dann ist es wichtig, dem Kind die eigentliche Todesursache zu erklären und ihm das schlechte Gewissen zu nehmen. Verharmlosungen sollten wir im Reden über den Tod vermeiden. „Der Onkel ist friedlich eingeschlafen“ „Sie ist von uns gegangen!“ „Wir haben ihn verloren!“ Große Angst vor dem Einschlafen, vor dem Verlorengehen könnte die Folge sein. Angemessen reden wir, indem wir den Tod beim Namen nennen: „Er ist gestorben“. „Sie lebt nicht mehr.“ „Er ist tot.“ Oft sind Kinder einfach neugierig und wissbegierig, wenn sie uns auf den Tod ansprechen. Sie möchten wissen, wie das funktioniert mit dem Sterben, dem Tot-Sein und der Beerdigung. Sachliche Antworten sind dann völlig ausreichend. Verbirgt sich hinter einer Frage oder Äußerung Unsicherheit oder Angst, braucht das Kind keine Erklärungen, sondern Halt, Nähe und Geborgenheit. Fragt uns ein Kind, wie wir zu Sterben und Tod stehen, dann sollten wir aufrichtig und ehrlich antworten und unsere Ängste und eigenen Fragen offen benennen. Oft erfahren Erwachsene im Austausch mit Kindern selbst Trost und Halt.
Wie können wir im Kindergottesdienst, aber auch zu Hause, in der KiTa und in der Schule Kinder stark machen in Bezug auf Leid- und Toderfahrungen in ihrem Leben? Entsprechende Geschichten, Rituale, Lieder und Gebete, Spiele und kreatives Gestalten sind gute Möglichkeiten, um Kinder zu sensibilisieren und zu stärken. Sie ermutigen dazu, Gefühle zuzulassen und zu verarbeiten, positive ebenso wie negative. Sie helfen, alltägliche Abschiede zu gestalten und zu bewältigen, um dadurch auch mit dem größten und schmerzhaftesten Abschied, dem Tod, umgehen zu können. Sie leiten dazu an, natürliche Lebens- und Sterbeprozesse in der Pflanzen-, Tier- und Menschenwelt zu beobachten und anzunehmen. Sie thematisieren Sterben und Tod als Themen im Kirchenjahr mit seinen Festen. Sie ermöglichen den Umgang mit Kindern, die persönlich betroffen sind aus akutem Anlass.
Eine Fülle von Geschichten, Ritualen, Liedern und Gebeten zu all diesen Komplexen finden Sie in dem Werkbuch „Kinder erfahren Tod und Trauer…“, s.u.

(Text von Pfarrerin Andrea Braner)

Gern können Sie mich als nachfolgende Studienleiterin auch als Referentin zu diesem Thema in Ihre Gemeinde, KiTa oder Schule einladen. Wir werden Vieles praktisch ausprobieren und persönlich ins Gespräch kommen.
(Kontakt: kerstin.schroeder(at)ekkw.de)

Literatur:

Die Arbeitsstelle Kindergottesdienst in Hofgeismar (siehe Kontakt auf dieser Homepage) bietet eine große Auswahl an Bilderbüchern, Sachbüchern und Ratgebern zu Sterben und Tod für Kinder aller Altersgruppen, Eltern und Mitarbeitende von KiGos, KiTas und Schulen zum Verleih an.
Im Folgenden finden Sie eine knappe, unvollständige Auswahl:

- „Kinder erfahren Tod und Trauer und begegnen Geschichten, Ritualen, Liedern und Gebeten“, Andrea Braner, hg. vom Verlag Junge Gemeinde. Das Buch ist leider nicht mehr käuflich zu erwerben, kann aber zur Ansicht in der Arbeitsstelle Kirche mit Kindern und Familien (siehe Kontakt) entliehen werden. 
(Zielgruppe: Erzieher/innen, kirchliche Mitarbeiter/innen, Grundschullehrer/innen, Eltern und Großeltern)

- „…plötzlich mit dem Tod konfrontiert. Leitfaden für KiTas mit Notfallplänen, Checklisten und Hilfen zur Trauerbegleitung“, Margret Färber, Martina Lutz, hg. vom Verlag Don Bosco 2014, ISBN 9783769820553

- „Tabuthema Trauerarbeit. Kinder begleiten bei Abschied, Verlust und Tod“, Margit Franz, hg. im Verlag Don Bosco , ISBN 978-3-7698-1342-5
(Zielgruppe: Eltern, Erzieherinnen. Mit ausführlichem Praxisteil mit Anregungen für die Trauerarbeit mit Kindern und Eltern)

- „Wie ist das mit… der Trauer“, Roland Kachler, hg. vom Gabriel Verlag  2007; ISBN 9783522301169 (Zielgruppe: Kinder ab 4 Jahre bis Grundschulalter. Mit Geschichten zu unterschiedlichen Trauersituationen; Sacherklärungen und Antworten auf schwierige Fragen; mit Vorschlägen, wie Kinder mit ihrer Trauer umgehen können; mit einem Extrakapitel für Eltern)

- „Trauertasche“: Materialtasche zur Ersten-Hilfe beim Umgang mit unerwarteten Todesfällen in Schulen, KiTas und Gemeinden, Verlag Junge Gemeinde (siehe www.junge-gemeinde.de, 155 Euro)

Bilderbücher:

- „Marie und die Dinge des Lebens“, Tine Mortier und Kaatje Vermeire, Bohem Verlag 2010, ISBN 9783855815425  (Maries heißgeliebte Oma verliert durch eine Erkrankung ihre Worte. Die Erwachsenen bevormunden die alte Frau. Nur Marie versteht sie weiterhin und hilft ihr dabei, Abschied von ihrem verstorbenen Mann, Maries Opa, zu nehmen)

- „Annas Himmel“, Stian Hole, Hanser Verlag 2014; ISBN 9783446245327 (Anna und ihr Papa erleben einen Tag, an dem alles wehtut und sich anfühlt, als ob Nägel vom Himmel fallen. Bevor sich die beiden mit einem Blumenstrauß auf den schweren Weg machen, nimmt Anna ihren Papa mit auf eine Tagtraumreise.)
- „Für immer“, Kai Lüftner und Katja Gehrmann; Beltz und Gelberg 2013; ISBN 9783407795465 (Egons Papa ist gestorben. Nichts ist mehr so, wie es war. Gegen das „Für immer…“ gibt es keine Tabletten und die Menschen sind komisch zu Egon, sie sprechen nicht mehr normal mit ihm und schauen ihn seltsam an. Egon spürt irgendwann, dass es weitergeht, auch wenn es schwer wird. In ihm selbst ist ein kleines Stück von seinem Papa. Für immer.)

- „Da spricht man nicht drüber“ - Wie Jakob den Suizid seines Vaters erlebt. Mechthild Hüsch, Ulrich Roth, Heinrich Hüsch. 2. Auflage 2013; ISBN 9783934794337  (für Kinder im Grundschulalter und ihre Familien)

- „Sternenschwester. Ein Buch für Geschwister und Eltern von tot geborenen Kindern“ , Doris Meyer, Mabuse Verlag2011; ISBN 9783940529978 (Majas Eltern und ihr Bruder backen einen Schokoladenkuchen zu Majas Geburtstag. Aber sie kann ihn nicht mitessen, sie hat sich in Mamas Bauch plötzlich nicht mehr bewegt...)

- „Sarahs Mama. Wenn die Mutter stirbt-ein Kinderbuch“, Uwe Saegner; der hospiz verlag 2013, ISBN 9783941251298 (Sarahs Mutter ist gestorben. Sie trauert, ist aber nicht allein. Jemand ist bei ihr, geht mit ihr durch den Tag. Gemeinsam suchen sie nach Antworten…)

- „Der Baum der Erinnerung“, Britta Teckentrup, arsEdition 2013 (Der Fuchs hatte ein langes und glückliches Leben. Eines Tages legt er sich in den Schnee und schließt die Augen für immer. Ein Tier nach dem anderen nimmt Abschied. Jedes erzählt eine Anekdote zur Erinnerung an die gemeinsame Zeit mit dem Fuchs. Währenddessen wächst neben ihnen ein Baum in fuchsrot: der Baum der Erinnerung, der den Tieren im Wald von nun an Schutz bietet und voller Leben ist.)

- „Und was kommt dann? Ein Kinderbuch vom Tod“, Pernilla Stalfelt, Moritz Verlag 2000 (Gedanken von Kindern zu Sterben und Tod mit lustigen Karikaturen)

- - „Die besten Beerdigungen der Welt“, Ulf Nilsson und Eva Eriksson, Moritz Verlag 11. Auflage 2011 (aus Langeweile gründen drei Kinder ein Beerdigungsinstitut und beerdigen mit großer Hingabe tote Tiere, um am nächsten Tag wieder etwas ganz anderes zu machen…)

- „Nie mehr Oma-Lina-Tag?“, Hermien Stellmacher, Jan Lieffering; Gabriel Verlag 2005; ISBN 3522300661; (Jasper ist traurig, dass es keinen Oma-Lina-Tag mehr geben wird, an dem sie immer Pfannkuchen gebacken haben. Zum Beerdigungskaffee backt er für alle Pfannkuchen)

- „Die Königin und ich“, Udo Weigelt und Cornelia Haas, Verlag Sauerländer 2011 (Wenn Kinder die Welt verlassen müssen, kommen sie zur Königin. Das beruhigt das sterbenskranke Mädchen, das von der Königin besucht wird. Die beiden haben viel Spaß zusammen, auch wenn das Mädchen hohes Fieber hat und sich nicht wohlfühlt. Als es soweit ist, fällt es ihm nicht schwer, mit der Königin zu gehen. Aber erst, nachdem diese versprochen hat, sich gut um die traurigen Eltern des Mädchens zu kümmern.)

 




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